Wie Kanadas dezentralisierte Covid-19-Maßnahmen die Gesundheitsdaten und Entscheidungsfindung beeinflussten

Tania Bubela und Kollegen untersuchen, wie zersplitterte Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für Gesundheitsdaten Kanadas Reaktion auf die Pandemie behinderten

Stärken und Schwächen der Covid-19-Reaktion in Kanada

Stärken

• Auf allen Entscheidungsebenen des öffentlichen Gesundheitswesens waren Frauen vertreten.
• Kanada wurde zu einem der am meisten geimpften Länder, in dem mehr als 83 % der Bevölkerung im Februar 2023 mindestens eine Impfdosis erhalten haben. Nachdem Health Canada im Dezember 2020 die Zulassung für Pfizer-BioNTech und den Moderna-Covid-19-Impfstoff erteilt hatte, wurde die Einführung des Impfstoffs vorrangig für indigene Bevölkerungsgruppen und Menschen, die in Pflegeheimen leben und arbeiten, durchgeführt.
• Schnell entstanden Forschungskooperationen von der Grundlagenforschung bis hin zur klinischen Forschung und zur Forschung im Gesundheitswesen, um dringende Fragen zur Seroprävalenz (z. B. Covid-19-Immunitäts-Taskforce), zu Korrelaten von Infektion und Immunität sowie zu Faktoren zur Abschwächung von Ausbrüchen und zur Einbeziehung von Patienten in die Forschung, z. B. in die Wissenssynthese, zu beantworten.

Schwächen

• Das Versäumnis, aus früheren Berichten zu lernen, führte dazu, dass ältere Erwachsene und das Personal in Langzeitpflegeheimen nicht geschützt wurden und die Zahl der Todesfälle in diesem Sektor weltweit zu den höchsten zählt
• Probleme beim Zugang zu und der Versorgung mit wirksamen Covid-19-Medikamenten wie Tocilizumab, Remdesivir und Ritonavir-Nirmatrelvir führten dazu, dass Provinzen und Krankenhäuser den Einsatz rationierten
• Ein Exodus erschöpfter und verzweifelter medizinischer Fachkräfte in Verbindung mit unzureichenden Ausbildungswegen für Ersatzkräfte führte zu einem kritischen Arbeitskräftemangel, der weiter anhält
• In Kanada fehlte ein koordiniertes System für die Generierung und Nutzung von Evidenz in den verschiedenen Regierungsbezirken.
• Das Fehlen einer in das Gesundheitssystem eingebetteten Forschungsinfrastruktur schränkte Kanadas Fähigkeit ein, an klinischen Studien oder anderen internationalen Studien teilzunehmen oder diese zu leiten.
• Das Fehlen eines klaren und standardisierten Ansatzes für Falldefinitionen und Tests trug dazu bei, dass die gemeinsame Nutzung von Daten und die Entscheidungsfindung nicht möglich waren.
• Das Fehlen von Vereinbarungen über die gemeinsame Nutzung von Daten zwischen Bund und Provinzen oder Territorien verlangsamte oder begrenzte die gemeinsame Nutzung von Daten.

Die Welt erwartete mehr von Kanada

Das Bild, das sich ergibt, ist das eines schlecht vorbereiteten Landes mit veralteten Datensystemen, mangelhafter Koordination und Kohäsion sowie Blindheit gegenüber den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Bürger. Was Kanada rettete, war eine weitgehend willige und konforme Bevölkerung, die den strengen Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens standhielt und eine der höchsten Durchimpfungsraten der Welt erreichte. Mit anderen Worten: Die Kanadier leisteten bei der Pandemiebekämpfung ganze Arbeit, während ihre Regierungen ins Stocken gerieten.