Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen: ME/CFS als schwere Form von Post Covid COVID is not over, 10. Dezember 202412. Dezember 2024 „Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen: ME/CFS as part of the post-COVID spectrum (Day 1, Block 2)“ von YouTube anzeigen Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube. Inhalt von YouTube immer anzeigen Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt Unite To Fight 2024. Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin erforscht seit über 15 Jahren die Mechanismen hinter ME/CFS, einer schweren Erkrankung, die von chronischer Erschöpfung, Belastungsintoleranz sowie Symptomen wie Gehirnnebel und Muskelschmerzen geprägt ist. Seit Beginn der Pandemie tritt ME/CFS immer häufiger als Folge von Covid-19 auf und gilt heute als besonders schwere, chronische Ausprägung von Post Covid. Warum nur manche Long-Covid-Betroffene ME/CFS entwickeln Nicht alle Menschen, die nach einer Covid-19-Infektion unter langanhaltenden Beschwerden leiden, erfüllen die Kriterien für ME/CFS. Studien zeigen jedoch, dass rund die Hälfte der Betroffenen die engen Diagnosekriterien dieser Erkrankung erfüllt. Im Unterschied zu anderen Long-Covid-Patient*innen erleben sie stärkere und anhaltendere Symptome: Ihre Fatigue ist ausgeprägter, kognitive Störungen wie der sogenannte Brain Fog sind intensiver, und sie erholen sich kaum über die Zeit. Ein möglicher Grund liegt in spezifischen Autoantikörpern gegen gefäßregulierende Rezeptoren. Diese tragen offenbar dazu bei, dass die Durchblutung von Muskeln und Gehirn dauerhaft gestört bleibt und mitochondriale Schäden entstehen. Von anhaltender Entzündung zur chronischen Dysfunktion Prof. Scheibenbogen betont, dass zu Beginn bei fast allen Long-Covid-Patient*innen ein entzündlicher und endothelbedingter Schaden auftritt. Während viele langsam Besserung erfahren, wandelt sich bei ME/CFS-Betroffenen dieser anfängliche Zustand in ein chronisches, sich selbst verstärkendes Krankheitsgeschehen. Sie leiden dauerhaft unter mangelhafter Durchblutung, gestörter Sauerstoffversorgung der Muskeln und anhaltender Mitochondriopathie. Auch genetische Veranlagungen oder Bindegewebserkrankungen wie Ehlers-Danlos können das Risiko erhöhen, eine so schwere Verlaufsform zu entwickeln. Daten und Studien zur Behandlung In laufenden Forschungsprojekten arbeitet Scheibenbogens Team an verschiedenen Therapieansätzen. Die Idee: Durch gezieltes Entfernen schädlicher Autoantikörper, den Einsatz von Medikamenten, die die Gefäßfunktion verbessern, oder Verfahren wie die hyperbare Sauerstofftherapie soll der Teufelskreis aus Entzündung, Dysfunktion des Endothels und mangelnder Sauerstoffversorgung durchbrochen werden. Erste kleine Studien mit Immunadsorption – einer Methode, bei der Antikörper aus dem Blut gefiltert werden – konnten vorübergehend deutliche Verbesserungen erzielen. Zwar ist der Effekt noch nicht dauerhaft, doch liefern diese Ergebnisse wertvolle Hinweise, wie man künftig langfristige Therapiestrategien entwickeln könnte. Hoffnung auf mehr Studien und gezielte Versorgung Die Herausforderung liegt besonders darin, auch die schwersten Fälle zu erreichen. Wer kaum mehr das Bett verlassen kann, kann häufig nicht an klinischen Studien teilnehmen. Prof. Scheibenbogen setzt sich daher für mobile Versorgungsteams ein, die Hausbesuche durchführen, Diagnosen stellen und behutsam erste Therapiemaßnahmen testen. Auch möchte sie mit Off-Label-Medikamenten und symptomorientierten Strategien diesen Menschen helfen, bis es etablierte Behandlungen gibt. Fazit ME/CFS hat sich durch Covid-19 zu einem noch drängenderen Problem entwickelt. Dank intensiver Forschung rückt man dem komplexen Krankheitsmechanismus näher: Entzündung, Autoantikörper und endotheliale Dysfunktion bilden ein dichtes Netz, das Betroffene langfristig schwächt. Prof. Scheibenbogens Arbeit zeigt, dass es Gründe für vorsichtigen Optimismus gibt: Neue Therapiekonzepte und klinische Studien stehen in den Startlöchern. Doch bis wirklich wirksame, breite Behandlungsansätze verfügbar sind, braucht es weiterhin konsequente Forschung, mehr Aufmerksamkeit und eine bessere medizinische Infrastruktur. UniteToFight 2024 – Vorträge
Prof. Dr. Resia Pretorius: Microclots als zentrale Komponente von Long Covid 12. Dezember 202412. Dezember 2024
Johan Van Weyenbergh: Patientenorientierte klinische Studie zu Long Covid 30. Juli 202412. Dezember 2024