Karl Lauterbach: »Bitte schützen Sie sich vor schweren Infektionen. Bitte schützen Sie sich vor Long-Covid.«

Die Erklärung des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach vom 04. Dezember 2023 nach dem zweiten Runden Tisch zu Long-Covid:

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Transkript

Es gibt viele neue Erkenntnisse zu Long-Covid. Nicht alle sind gute Nachrichten. Eine nicht ganz so gute Nachricht betrifft die Tatsache, dass Long-Covid tatsächlich auch jetzt noch ein Problem ist für diejenigen, die sich neu infizieren. Eine Schätzung, die da vorgetragen wurde, ist, dass das Long-Covid-Risiko jetzt, wenn man sich infiziert, auch nach Impfung bei ungefähr 3 Prozent liegt. Jetzt kann man sagen, das ist ein nicht so großes Risiko, aber das sind zehntausende Menschen, die dort in kurzer Zeit immer wieder betroffen sind. Somit ist das Problem Long-Covid noch nicht gelöst.

Wir haben auch festgestellt, dass es wirklich sehr viele Untergruppen von Long-Covid gibt und dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Heilung haben. Es wurde klar darauf hingewiesen, dass wir hier auch mit Problemen zu tun haben, die die Gesellschaft in der Gänze herausfordern werden, weil nach Long-Covid häufig vaskuläre Erkrankungen auftreten. In ganz Europa beobachten wir derzeit eine erhöhte Inzidenz, ein erhöhtes Neuauftreten von kardiovaskulären Erkrankungen in der mittleren Altersgruppe von 25 bis 50. Das wird mit den Folgen der Covid-Infektionen in Zusammenhang gebracht. Wir finden bei älteren Menschen sehr häufig darüber hinaus auch kognitive Einschränkungen. Ein Teilnehmer wies darauf hin, dass es hier durchaus so sein kann wie bei der spanischen Grippe, wo man 20 Jahre nach der spanischen Grippe eine deutliche Häufung von Parkinson-Erkrankungen und auch wahrscheinlich von Demenzerkrankungen hatte.

Das ist etwas, worauf wir achten müssen, weil eben die durchgemachte Covid-Infektion die Art und Weise, wie das Immunsystem im Gehirn funktioniert und auch wie die Gefäße im Gehirn funktionieren, so beeinträchtigt, dass da langfristig ein erhöhtes Risiko für diese beiden großen neurodegenerativen Erkrankungen nicht ausgeschlossen werden kann. Daher müssen wir sehr intensiv forschen. Diese Forschung hat eine große Rolle gespielt.

[…] Wie ist die Situation insgesamt jetzt zu bewerten? Wir müssen vorsichtig sein. Long-Covid ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht heilbar. Wir wissen auch, dass diejenigen, die mehrere Ausprägungen von Long-Covid haben, zum Beispiel fünf Ausprägungen und mehr nach zwei Jahren zu über 40 Prozent noch Symptome haben, da heilt es offenbar spontan nicht aus.

[…] Ich kann an dieser Stelle nur auf folgende Punkte hinweisen, das ist mir ganz besonders wichtig:

Zunächst einmal ist Long-Covid eine Krankheit, die mit uns bleibt und die wir noch nicht heilen können. Wir sehen eine zunehmende Zahl von Fällen, weil die Infektionswellen uns weiter beschäftigen.

Zum Zweiten, die Corona-Infektion ist keine Erkältungserkrankung. Bei einer Erkältungserkrankung sehen Sie in der Regel keine Langzeitfolgen. Sie sehen keine Veränderungen an den Gefäßen. Sie sehen in der Regel keine Autoimmunerkrankung, die sich bildet. Sie sehen in der Regel auch keine neurologische Entzündung, neurologische Inflammation. Diese Dinge, die wir alle bei Long-Covid sehen, somit darf man nicht hingehen und glauben, dass eine Covid-Infektion jetzt eine Erkältungserkrankheit wäre, sondern das ist schon so etwas, was das Gewebe im Gehirn betreffen kann, was das Gefäßsystem betreffen kann. Wo wir noch keine wirklich gute Behandlung haben, da sind diese Studien wichtig.

Was auch sehr bedeutsam ist, wir wissen, dass das Risiko von Long-Covid deutlich sinkt, wenn man sich infiziert und ist geimpft. Daher ist für mich die Tatsache, dass sich bisher nur 3 Millionen Menschen mit dem neuen Impfstoff, mit dem angepassten Impfstoff, haben impfen lassen. Das ist ein sehr schlechter Befund.

[…] bitte schützen Sie sich vor schweren Infektionen. Bitte schützen Sie sich vor Long-Covid […].

Im Moment wird die Gefahr, die von Covid ausgeht,
tatsächlich unterschätzt. […] Wenn Sie Anverwandte besuchen, die nicht ausreichend geschützt sind oder die größere Risiken tragen, nutzen Sie im Zweifelsfall dann tatsächlich auch die Maske. Denn nichts ist schlimmer als ein Weihnachtsfest, wenn man jemanden infiziert, der danach schwer erkrankt und möglicherweise nicht mehr komplett genesen wird.

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