Dr. Amy Proal: Neue Perspektiven auf die Rolle persistierender Erreger COVID is not over, 15. Dezember 202415. Dezember 2024 „Dr. Amy Proal: Pathogen Persistence in Long Covid & ME/CFS (Day 1, Block 4)“ von YouTube anzeigen Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube. Inhalt von YouTube immer anzeigen Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt Unite To Fight 2024. Dr. Amy Proal, Präsidentin der PolyBio Research Foundation, stellt neue Erkenntnisse zur Frage vor, inwieweit persistierende Erreger zur Entstehung von Long Covid und ME/CFS beitragen. Dabei zeigt sie Parallelen zwischen SARS-CoV-2 und anderen Viren wie Enteroviren, die schon länger mit chronischen postinfektiösen Syndromen in Verbindung gebracht werden. Virusreservoire und Gewebeproben Ein zentrales Thema ist die Frage nach anhaltenden Virusreservoiren in verschiedenen Körpergeweben. Während SARS-CoV-2 in der akuten Phase vor allem im Blut nachweisbar ist, scheint es sich im Verlauf der Erkrankung in bestimmte Gewebe zurückzuziehen – etwa in den Darm, das Knochenmark oder das Nervensystem. Studien, die Darmbiopsien von Long-Covid-Betroffenen untersuchten, fanden dort noch Monate nach der Erstinfektion virale RNA und Proteine. Derartige Befunde legen nahe, dass einfache Bluttests häufig nicht ausreichen. Proal betont deshalb die Notwendigkeit, verstärkt Gewebeproben zu nehmen, um verborgene Virusreservoire zu entdecken. Auswirkungen auf Blut, Gefäße und Immunsystem Die fortbestehende Anwesenheit viraler Proteine kann weitreichende Folgen haben. So können Bruchstücke des Virus (z. B. Spike-Protein) ins Blut gelangen und dort Neutrophile, Thrombozyten und andere Immunzellen aktivieren. Dies kann zu vermehrter Bildung von Mikrogerinnseln, zu Endothelschädigungen und Dysregulationen des Immunsystems führen. Zudem scheint anhaltende Virusaktivität im Darm die Aufnahme wichtiger Aminosäuren zu beeinträchtigen, was etwa den Serotoninspiegel senkt und Hormonsysteme aus dem Gleichgewicht bringt. Derartige Mechanismen könnten zahlreiche Long-Covid-Symptome, von Fatigue über neurokognitive Störungen bis hin zu Herz-Kreislauf-Beschwerden, erklären. Neuroinflammation und vagale Signalwege Ein besonders komplexes Feld ist die Wechselwirkung zwischen Virusreservoiren, dem autonomen Nervensystem und dem Gehirn. Proal verweist auf Studien, die im Gehirn von Long-Covid-Patienten neuroinflammatorische Prozesse nachweisen, verknüpft mit Änderungen an Gefäßfaktoren im Blut. Zudem könnte die Vagusnerv-Achse eine Schlüsselrolle spielen: Persistierende Erreger im Darm oder anderen Organen senden über den Vagusnerv Signale an Hirnareale, die für das »Krankheitsverhalten« und vegetative Funktionen zuständig sind. Auf diese Weise lassen sich auch Symptome wie chronische Schmerzen, Übelkeit oder autonome Störungen erklären. Parallelen zu ME/CFS Die beschriebenen Mechanismen weisen verblüffende Ähnlichkeiten zu Befunden bei ME/CFS auf. Auch hier wird seit Langem ein Zusammenhang mit persistierenden Viren (z. B. Enteroviren, Herpesviren) diskutiert. Die Idee, dass sich Erregerreservoire – etwa im Darm – über den Vagusnerv auf das Gehirn auswirken, passt zum symptomatischen Bild von ME/CFS. Die Forschung an Long Covid bietet nun die Chance, ähnliche Prozesse bei ME/CFS klarer zu verstehen. Perspektiven für Diagnostik und Therapie Proal betont, dass Long Covid und ME/CFS keine »mysteriösen« Erkrankungen sind. Es gibt handfeste Hinweise auf zugrunde liegende, hartnäckige Infektionserreger. Ein wichtiger nächster Schritt ist die Entwicklung empfindlicher Diagnostikverfahren, um virale Proteine oder RNA auch in geringer Konzentration nachzuweisen. Auch der Ausbau von Gewebebiobanken sowie der Einsatz hochauflösender Bildgebungsverfahren in Gehirn, Darm und weiteren Organen sind entscheidend. Therapeutisch rückt eine Kombination aus antiviralen Medikamenten und Immuntherapien in den Fokus, um Reservoiren gezielt anzugreifen. Das Ziel ist, die Immunantwort zu stärken, anstatt sie lediglich zu unterdrücken. Fazit Die Forschung zur Pathogenpersistenz in Long Covid und ME/CFS gewinnt rasch an Dynamik. Indem man Erregerreservoire in Geweben aufspürt und versteht, wie sie komplexe Immun-, Nerven- und Hormonsysteme beeinflussen, eröffnen sich neue Wege zu präziseren Diagnosen und effektiveren Behandlungen. Die Herausforderung besteht darin, diese Erkenntnisse nun zügig in klinische Studien und Therapiekonzepte umzusetzen, um den betroffenen Patientinnen und Patienten endlich nachhaltige Hilfe bieten zu können. UniteToFight 2024 – Vorträge
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