Prof. Dr. Bernhard Schieffer: Neue Perspektiven auf Post-Covid: Das HDL-Proteom als therapeutisches Ziel COVID is not over, 12. Dezember 202412. Dezember 2024 „Prof. Dr. Bernhard Schieffer: Targeting the HDL Proteome for Post-COVID Treatment (Day 1, Block 2)“ von YouTube anzeigen Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube. Inhalt von YouTube immer anzeigen Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt Unite To Fight 2024. Prof. Dr. Bernhard Schieffer, Kardiologe und Direktor des Universitären Herzzentrums der Universität Marburg, widmet sich dem Problem der Post-Covid-Symptome aus einer kardiovaskulären Perspektive. Während man COVID-19 lange als vornehmlich respiratorische Erkrankung betrachtete, zeigen immer mehr Studien, dass das Virus tiefgreifende vaskuläre Schäden verursacht: Entzündungen der Gefäßinnenwände (Endothelialitis), Durchblutungsstörungen, Mikrogerinnsel und ein gestörtes Immunprofil treten in den Vordergrund. Diese Prozesse, so Schieffer, können nicht nur nach der Infektion bestehen bleiben, sondern langfristig zu einem komplexen Post-Covid-Syndrom beitragen. Das „gute Cholesterin“ als Schlüsselmarker Im Fokus steht das High-Density-Lipoprotein (HDL), im Volksmund als „gutes Cholesterin“ bekannt. Doch HDL ist mehr als nur ein Fett-Transportmolekül: Es bindet zahlreiche Proteine, darunter auch entzündliche und gerinnungsfördernde Substanzen. Bei Post-Covid kann sich das HDL-Proteom so verändern, dass aus dem „guten“ Molekül ein Entzündungsverstärker wird. Schieffer sieht darin einen möglichen Diagnostik- und Therapieansatz: Indem man die im HDL gesammelten Proteine analysiert, erhält man Einblick in die Krankheitsmechanismen und kann gezielter therapeutisch eingreifen. Ansätze für die Therapie: Kombinationen statt Einzelschüsse Reine Blockaden einzelner Signalwege reichen nach Schieffers Erfahrungen meist nicht aus. Stattdessen schlägt er vor, Regelsysteme des Körpers, die bei Entzündung und Gefäßschädigung eine Schlüsselrolle spielen, ganzheitlich anzugehen. Beispiele sind die Blockade des Renin-Angiotensin-Systems, das Blutdruck- und Entzündungsprozesse steuert, in Kombination mit Statinen, die das HDL-Proteom beeinflussen. Erste Studien deuten darauf hin, dass solche Kombinationsansätze – etwa Angiotensin-1-Rezeptorblocker und Statine – postinfektiöse Schäden an Endothelien und Gefäßen lindern können. Ausblick: Systematische Forschung und Langzeitfolgen Noch ist die Forschung am HDL-Proteom bei Post-Covid im Anfangsstadium, und viele Fragen bleiben offen. Schieffer betont, dass konkrete Biomarker fehlen, um die Krankheit eindeutig zu charakterisieren. Ob sich ähnliche Mechanismen auch bei ME/CFS finden lassen, ist noch Gegenstand laufender Studien. Zudem ist unklar, ob Post-Covid-Symptome langfristig zu ernsthaften kardialen Schäden wie Herzinsuffizienz führen. Dennoch weist der kardiologische Blick auf das HDL-Proteom und die Behandlung mit etablierten Medikamenten wie Statinen und AT1-Blockern einen vielversprechenden Weg, die vaskulären und immunologischen Hintergründe von Post-Covid besser zu verstehen und möglicherweise wirksam anzugehen. Fazit Die Betrachtung des HDL-Proteoms eröffnet neue Horizonte für Diagnose und Therapie von Post-Covid. Der Ansatz, Entzündungsprozesse im gesamten Körper auf Ebene der Gefäßfunktion zu verstehen und durch gezielte Kombinationen von Herz-Kreislauf-Medikamenten zu beeinflussen, könnte einen wichtigen Beitrag leisten, um die häufig diffusen und schwer behandelbaren Post-Covid-Beschwerden zu lindern. UniteToFight 2024 – Vorträge
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