Oonagh Cousins: Die Erfahrungen einer ehemaligen Sportlerin mit Long Covid COVID is not over, 14. Dezember 202414. Dezember 2024 „Oonagh Cousins: A Former Athlete’s Experience with Long Covid (Day 1, Block 3)“ von YouTube anzeigen Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen. Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube. Inhalt von YouTube immer anzeigen Dieser Beitrag gehört zum Schwerpunkt Unite To Fight 2024. Oonagh Cousins, einst Profiruderin und für die Olympischen Spiele in Tokio vorqualifiziert, erkrankt im Frühjahr 2020 an Covid-19. In den folgenden Monaten entwickelt sie Long Covid und wird mit einer Fülle an Symptomen konfrontiert, die deutlich über bloße Atemprobleme hinausgehen. Trotz guter medizinischer Betreuung und finanzieller Sicherheit gerät sie in einen langwierigen, kaum überschaubaren Heilungsprozess, an dessen Ende sie ihre sportliche Laufbahn aufgeben muss. Von der anfänglichen Verunsicherung zur gezielten Erholung Bereits früh erkennt Cousins, dass ihre Beschwerden komplex und multifaktoriell sind. Sie leidet unter extremer Erschöpfung, Post-Exertional Malaise (PEM), neurologischen Störungen, Dysautonomie, Verdauungsproblemen und dauerhafter Übererregung des autonomen Nervensystems. Bald wird klar, dass traditionelle Trainingsansätze, wie sie aus der Sportwelt bekannt sind, hier nicht helfen. Statt gesteigerter Aktivität setzt sie auf konsequente Ruhe und striktes Pacing. Jede Überforderung kostet sie Rückschritte, denn die von ihr erlebte Fatigue ist keine normale Müdigkeit, sondern mit Übelkeit, innerer Unruhe, Schwindel und kognitiven Beeinträchtigungen verbunden. Ablehnung herkömmlicher Therapiekonzepte und die Notwendigkeit der Patientinnenperspektive Cousins kritisiert etablierte Behandlungsstrategien für ME/CFS und Long Covid, wie Graded Exercise Therapy (GET) oder kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die postinfektiöse Beschwerden oft als psychisch bedingt oder durch Inaktivität verursacht betrachten. Diese Methoden, so ihre Erfahrung, verschärfen die Symptome eher, anstatt zu helfen. Die Annahme, gesteigerte körperliche Betätigung könne den Körper heilen, hält sie für grundlegend verfehlt. Vielmehr müsse die Medizin endlich anerkennen, dass Krankheitsphasen oder -bilder nicht einfach »wegtrainiert« werden können. Dysautonomie als Sonderfall und Risiken durch Überlastung In einer Phase scheinbarer Genesung glaubt Cousins zunächst, ihre dysautonomen Symptome durch vorsichtige körperliche Aktivität besser in den Griff zu bekommen. Doch als sie die Belastung weiter erhöht, verfällt ihr Körper in einen Dauerstresszustand, es folgt ein schwerer Rückfall. Rückblickend sieht sie darin eine Bestätigung, dass selbst sanftes Training bei ungeklärten Krankheitsmechanismen riskant sein kann. Die weit verbreitete gesellschaftliche Vorstellung, Widerstandskraft durch stetes »Weitermachen« zu beweisen, sei in diesem Kontext irreführend. Partizipative Forschung als Weg zu gerechteren Lösungen Als Gastwissenschaftlerin an der Universität Oxford beteiligt sich Cousins inzwischen aktiv an Forschungsprojekten zu Long Covid. Dort werden partizipative Methoden angewendet, um Betroffene gleichberechtigt in den wissenschaftlichen Prozess einzubinden. Dieser Ansatz führt nicht nur zu relevanteren und nachhaltigeren Erkenntnissen, sondern mindert auch Machtungleichgewichte zwischen medizinischer Forschung und Patientenschaft. Auf diese Weise entsteht eine Forschung, die stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der Erkrankten ausgerichtet ist und soziale Gerechtigkeit fördert. Fazit Das Beispiel von Oonagh Cousins unterstreicht, wie gravierend und komplex postinfektiöse Erkrankungen wie Long Covid sein können und wie wenig bisherige Standardansätze helfen. Statt GET und CBT erfordert dieses Krankheitsbild einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel: Die Anerkennung der biologischen Dimension, Ruhe, Pacing sowie die systematische Einbeziehung betroffener Patientinnen und Patienten sind entscheidende Schritte. Long Covid bietet die Chance, aus alten Mustern auszubrechen und endlich wirksamere, wissenschaftlich fundierte und an den Bedürfnissen der Betroffenen orientierte Therapien zu entwickeln. UniteToFight 2024 – Vorträge
Johan Van Weyenbergh: Patientenorientierte klinische Studie zu Long Covid 30. Juli 20244. Januar 2025